Main-Echo vom 12.8.05, Daniela Tiggemann

Stilsicher zurück zu den Wurzeln
Mit Zylinder und Anzug:

Die Eschauer Formation 
„Äschisch Bläschisch“
spielt überlieferte Blasmusik.

Eschau. Bigband-Sound ist schon fast Standard bei den Blaskapellen auf den Dörfern. Alle wollen „raus aus der Traditionsecke“, so das Fachblatt „Bayerische Blasmusik“ in seiner jüngsten Ausgabe. Den umgekehrten Weg geht die Blaskapelle „Äschisch Bläschisch“ aus Eschau: Sie greift die Überlieferung der traditionsreichen fränkischen Blasmusik auf.

Die Gruppe hat seit drei Jahren nur Rheinländer, Walzer, Polka, Märsche und Schottische im Repertoire – Tanzmusik, wie sie bis in die 1960er Jahre auf den Dörfern gespielt wurde. Eigentlich war die Idee aus der Not geboren. Als vor drei Jahren der Eschauer Musikzug aus Termingründen nicht am Kerbabend aufspielen konnte, setzten sich ein paar der Mitglieder der großen Kapelle zusammen, um wenigstens eine kleine Formation zustande zu bringen. Ein bisschen „was anderes“ wollte man spielen und so setzten sie sich im Repertoire und auch in der äußeren Gestaltung von ihren üblichen Auftritten ab. Mit Zylinder, schwarzem Anzug und weißen Handschuhen spielten die Blechbläser von da an nur „alte Stücke, die mindestens 50 Jahre alt sind“.  Warum? „Weil es uns ja auch gefällt“ erklärt Hornist Ludwig Dyroff, der die Lieder noch aus seiner Jugend kennt. Und Trompeter Klaus Jaxtheimer ergänzt: „Und weil es einfach einen Riesen Spaß macht“.
Jaxtheimer hält das Projekt für „eine Supergeschichte“, dabei gehört er zu den Jüngeren der Musiker. Als kleiner Bub hat der 40-Jährige nur noch das Ende der „Eschauer Blechmusik“ kennengelernt. Die Musiker dieser Traditionsband hatten Mitte  der 60er Jahre aufgehört zu spielen, der Musik- und Spielmannszug Eschau wurde gegründet und das Repertoire änderte sich grundlegend. Nicht mehr Blechblas-Volksmusik für alle Gelegenheiten war nun gefragt, sondern modernerer Sound mit zusätzlich warmen Klängen der Holzblasinstrumente und lauten Schlag-instrumenten.
Deshalb klingt „Äschisch Bläschisch“ ja auch so ungewohnt für unsere Ohren: Fast reines Blech – bis auf eine Klarinette (von der einzigen Frau der Band gespielt) und eine einfache Trommel mit Becken. Kein Saxophon, denn: „das war eine Geldfrage.
Wer hat denn schon früher Geld für solch ein Instrument gehabt“, wendet Erhard Völker ein. Dem Tenorhornmusiker ist es zu verdanken, dass die Spieler heute noch die alten Noten haben. Viele traditionelle Sätze für kleine Besetzung fand er noch bei alten Musikern. Völker hat sie zusammengesammelt und – mit einiger Mühe – ergänzt, bis die 13 Musiker alle mit Noten zu 60 Stücken versorgt waren. Vergilbte Seiten mit abgeknickten Ecken und blasse Kopien tragen so schöne Titel wie „Feenzauber“, „Marianka“ (eine Polka von Pepi Huber) und „Blaue Nacht am Hafen“
(ein berühmter Slow-Fox von Lou Carson aus dem Jahr 1944). Schnelle Galopps und gemütlichere Rheinländer, Fränkische Schottische und Böhmische Polkas oder Walzer, dazwischen mal ein Tango – Hauptsache tanzbar scheint das Motto gewesen zu sein. Die Älteren kennen natürlich auch die Texte zu den Liedern.
60 Lieder reichten früher für einen Tanzabend – „und wenn das rum war, dann ist es wieder von vorn losgegangen“, erklärt Erhard Völker das bewährte Prinzip. Er erinnert sich noch daran, dass die Dorfkapelle in seiner Jugend an allen drei Abenden eines Dorffestes gespielt hat. Sehnsüchtig warteten alle darauf, dass ein Lied angespielt wurde. Nach ein paar Takten hatten die jungen Männer Zeit, ihre Tanzkarte zu 10 Pfennig und eine Partnerin zu besorgen, um auf dem Tanzboden zu sein, wenn es richtig losging. Vom Tanzkartengeld wurde die Kapelle bezahlt.
Der jüngste der heutigen Band ist noch nicht einmal 30 Jahre alt. Thomas Joe, Tenorhorn, macht begeistert bei der ungewohnten Volksmusik mit. „Vom Musikmachen her ist es einfach schöner“ findet er. Ihm gefällt neben den schnellen Stücken auch der Zusammenhalt der Musiker. „Man muss auch Spass miteinander haben.“ Nicht nur daheim: „Vielleicht machen wir nächstes Jahr mal eine Tournee nach München und spielen dann vor dem Hofbräuhaus“.

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